Rückblick & Impressionen


























Am 14. November fand der 13. Landesweite Tag der Genderforschung unter dem Motto „Körper. Gender. Geschlecht. Interdisziplinäre Perspektiven“ in Magdeburg statt. Die Tagung brachte Geschlechterforscher*innen aus dem deutschsprachigen Raum, Studierende, Projektpartner*innen und Interessierte zusammen und bot die Gelegenheit zum Austausch und zur Vernetzung. Im Fokus standen sowohl die fachliche Diskussion der wissenschaftlichen Beiträge und das Netzwerken als auch die Sichtbarmachung der thematischen und disziplinären Bandbreite der Genderforschung deren Bedeutung in der Gesellschaft.
Der Tag wurde eröffnet von den Organisatorinnen Morena Groll und Dr.inSarah Czerney (Koordinierungsstelle Genderforschung & Chancengleichheit Sachsen-Anhalt), Dr.in Mareike Fingerhut-Säck und Stefanie Fabian (Büro für Gleichstellung und Familie OVGU) sowie Julia Ritter (gender*bildet MLU).
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Unterstützt wurde der Landesweite Tag mit einem Grußwort von Prof.in Dr.in med. Ute Seeland, Leiterin der Sektion Geschlechtersensible Medizin und Prävention der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg. Seeland betonte Seeland die zentrale Rolle der Geschlechterforschung für eine fundierte medizinische Praxis, die die Diversität der Geschlechteridentitäten anerkennt und integriert und plädierte dafür, das Bewusstsein für geschlechterspezifische Unterschiede in der Medizin zu schärfen und innovative Ansätze für eine gerechtere und individuellere Gesundheitsversorgung zu entwickeln.
Verleihung des Förderpreises für Abschluss- und Qualifikationsarbeiten mit Genderschwerpunkt
Im Rahmen der Verleihung des Förderpreises für Abschluss- und Qualifikationsarbeiten mit Genderschwerpunkt händigte Ministerin Petra Grimm-Benne die Auszeichnungen für Abschluss- und Qualifikationsarbeiten mit Genderschwerpunkt aus und würdigte die Vielfalt der eingereichten Arbeiten. Der Preis wird vom MInisterium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Gleichstellung finanziert und gemeinsam mit der KGC Sachsen-Anhalt vergeben. Er zielt darauf ab, die Sichtbarkeit von Genderforschung an den Hochschulen des Landes zu stärken und die interdisziplinäre Entwicklung des Forschungsfeldes zu fördern.
Gleichstellungsministerin Grimm-Benne betonte: „Die Vielzahl eingereichter Arbeiten zeigt eindrucksvoll, wie wichtig die Themen der Genderforschung für unsere Gesellschaft sind. Mit dem Genderforschungspreis möchten wir herausragende, wissenschaftliche Leistungen fördern. Das Engagement junger Forschender trägt maßgeblich dazu bei, existierende Ungleichbehandlungen zu analysieren und auf dem Weg zu einer geschlechtergerechten Gesellschaft voranzukommen“.
Für den Genderforschungspreis wurden zahlreiche Bachelor und Masterarbeiten aus unterschiedlichen Fachrichtungen – Geschichte, Geographie, Kommunikations- und Musikwissenschaften, Erziehungswissenschaften, Naturwissenschaften aber auch Sozialpädagogik, Architektur, Kunst und Design – eingereicht. Das zeigt: Genderforschung strahlt auf viele wissenschaftliche Bereiche aus und nimmt Bezug zu den drängenden Fragen der Gegenwart. So wurden Arbeiten unter anderem zu den Themen Frauengesundheit, Gender und Klima, Prävention sexualisierter Gewalt, Antifeminismus, Migrations- und Flüchtlingspolitik eingereicht.
Folgende wissenschaftlichen Arbeiten wurden ausgezeichnet:
Hannah Emmy Schnelle mit ihrer Bachelorarbeit „Kritisches Kartieren im Wohnraum als Schauplatz technisierter Sorgearbeit" | Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
Tamina Rössger für ihre Masterarbeit „Locating Women’ on the Move’s Vulnerability – An Examination of a contested Category in the Public Communication of ROSA e.V. Rolling Safespace“ | Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg
Michèle Rosenkranz für ihre Masterarbeit „Antifeminismus und Autoritärer Charakter. Diskursive, subjekttheoretische und sozial-psychologische (Dis)Kontinuitäten“ | Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
Weitere Informationen zum Förderpreis finden Sie hier.
Vorträge
Den Auftakt des von Dr.inSarah Czerney moderierten ersten Vortragsblocks machte Sarah Sandelbaum (M.A.) von der Goethe-Universität Frankfurt mit ihrem Vortrag „Geschlechterkonflikte als Körperkonflikte? Queerness fühlen und beforschen“. Sandelbaum beleuchtete, wie der Körper nicht nur ein Ort der Identität, sondern auch ein Kampfplatz für gesellschaftliche Normen ist. Sandelbaum diskutierte die verschiedenen Dimensionen der Queerness und zeigte über die Analyse von Interviewmaterial auf, inwiefern gesellschaftliche Zwänge nicht nur Geschlechtsausdruck, sondern auch die eigene Geschlechtswahrnehmung beeinflussen.
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Anschließend stellte Thea Lutz (M.A.) von der Central European University in Wien das Thema „Queer-sensible Geburtshilfe – (eine) Neuverhandlung des gebärenden Körpers?“ vor. Lutz betonte die Notwendigkeit, reproduktive Rechte nicht nur aus einer geschlechtsspezifischen Perspektive, sondern auch unter Berücksichtigung von sexuellen Identitäten und queeren Lebensrealitäten zu betrachten, um ein inklusives und respektvolles Umfeld für alle gebärenden Personen zu schaffen. Dabei beleuchtete sie unter anderem die Vergeschlechtlichung der Reproduktion, also wie eng unsere Idee des "gebärenden Körpers" mit der des "weiblichen Körpers" zusammenhängt, und zeigte die Perspektive von Hebammen auf den Geburtsprozess queerer Körper auf.
Den Abschluss bildete ein Beitrag von Katharina Eger (M.A.) von der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenbergund und Lea Agnes Schulte (B.A.) vom Landesamt für Archäologie und Denkmalpflege Sachsen-Anhalt. Der Beitrag „'Sie hat eine Strafe verdient' - Normierung und Stigmatisierung von Frauenkörpern im Geschlechtskrankenfürsorgesystem der SBZ/DDR (1946-1988)“, vorgetragen von Katharina Eger, beleuchtete kritisch die Diskriminierung und Kontrolle von Frauenkörpern im historischen Kontext der Nachrkriegszeit und DDR. Eindrücklich wurde vermittelt, wie gesellschaftliche Normen und staatliche Institutionen das Leben und die Entscheidungen von Frauen tiefgreifend beeinflussten, formten und kontrollierten.
Posterausstellung
Die im Rahmen der Posterausstellung vorgestellten Forschungsprojekte und Abschlussarbeiten boten Einblicke in aktuelle Themen, die sowohl akademisch als auch praxisnah sind. Alle Poster finden Sie am Ende dieser Webseite.
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Vorträge
Den Einstieg in den zweiten Vortragsblock, moderiert von Julia Ritter (gender*bildet MLU Halle), machte der Vortrag „Der männlich*-verregelte Ort Hochschule‘: Facetten der (De-)Thematisierung von Körperlichkeit des weiblichen* Homo Academicus“. Bernadette Rohlf, M.A. von der Hochschule Zittau/Görlitz sowie Franziska Stauche, M.A. Hochschule Mittweida, beleuchteten die komplexen Zusammenhänge von Geschlecht und Körperlichkeit in akademischen Kontexten. Dabei ging es um Stereotypisierungen und Eigenschaftszuschreibungen aufgrund des Geschlechts wie auch um das Sapnnungsfeld zwischen Mutter-Sein und Wissenschaftlerin-Sein.
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Nach einer Kaffeepause stellte Maria Neumann, M.A. von der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, online ihren Beitrag „Einfluss der Menstruation auf das körperliche Selbstverhältnis bei Jugendlichen“ eine leibphänomenologisch Auseinandersetzung mit der Menstruation bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen (Zielgruppe 14-27) vor. Sie thematisierte dabei unter anderem inwiefern die Menarche und Menstruation nicht lediglich biologische Ereignisse sind, sondern eben auch sozial und politisch besetzt.
Den Abschluss machte Oxana Eremin, M.A. von der Universität Paderborn: „Ohne Körper wären es nur Ideen. Körperdiskurse und Geschlechterwissen im Kontext von Menstruationsgesundheit und -aktivismus“. In ihrem Vortrag analysierte sie, wie Körperdiskurse und Geschlechterwissen im Bereich Menstruationsgesundheit und Aktivismus miteinander verwoben sind und welche Bedeutung dies für die Sichtbarkeit und die Wahrnehmung von menstruierenden Körpern hat. Einen Fokus legte sie dabei auf zyklusorientierten Sport und die Mythen rund um Bewegung zur Zeit der Menstruation.
Der landesweite Tag bot somit vielfältige und interdisziplinäre Einblicke in die engen Verflechtungen und Interdependenzen zwischen Körper, Geschlecht und Gender.
Wir bedanken uns ganz herzlich bei allen Beteiligten, besonders bei den Referierenden und den Posterbeitragenden, für eine gelungene und erkenntnisreiche Tagung und freuen uns auf den 14. Landesweiten Tag der Genderforschung 2024 in Halle.
Der 13. Landesweite Tag der Genderforschung war eine Kooperationsveranstaltung der Koordinierungsstelle Genderforschung & Chancengleichheit Sachsen-Anhalt (KGC) mit:
- gender*bildet | Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU)
- Büro für Gleichstellung & Familie | Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg (OVGU)